Forschung

Der Arbeitsbereich Wildtierforschung & Waldvögel erforscht ein breites Spektrum an Themen rund um Wildtiere, die eng an den Wald als Lebensraum gebunden sind.

Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit liegt dabei beim Auerhuhn. So wurden beispielsweise bereits die Lebensraumansprüche, Habitatstrukturen und die Populationssituation des Auerhuhns im Schwarzwald umfassend erforscht, wodurch Handlungsempfehlungen und -vorgaben für bspw. Waldbewirtschaftung, Freizeitnutzung und die Planung von Windenergieanlagen erstellt werden konnten. Auch ein Förderkonzept zur Habitatgestaltung im Privat- und Kommunalwald wurde von unserem Arbeitsbereich entwickelt. Aktuell begleiten wir habitatverbessernde Maßnahmen, um herauszufinden, ob sie einen signifikant positiven Einfluss auf das Auerhuhnvorkommen haben.

Auch die Waldschnepfe ist Forschungsgegenstand unseres Arbeitsbereichs. Um deren Bestandesentwicklung im Land beobachten und beurteilen zu können, wurde ein Monitoringkonzept entwickelt, das auf Bioakustik basiert und das mit einem Citizen Science-Ansatz die Bevölkerung mit in das Monitoring einbezieht.

Das Projekt „Wildtierökologische Landschaftstypen“ (WÖLT) entwickelt, aufbauend auf den Lebensraumansprüchen von Wildtieren, ein landschaftsökologisches Modell, das u.a. zukünftige Arealverschiebungen durch den Klimawandel prognostizieren soll. Dieses Projekt wird in Kooperation mit der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg (WFS) durchgeführt.

Aktuelle Projekte

Der Aktionsplan Auerhuhn sieht viele Maßnahmen zur Verbesserung des Auerhuhn-Lebensraums vor. Diese werden vor Ort von den Wald-Bewirtschaftenden, unterstützt durch den Verein Auerhuhn im Schwarzwald (AiS), umgesetzt. Im Rahmen von zwei Projekten werden in unserem Arbeitsbereich die Auswirkungen der Habitataufwertungen auf die Auerhühner erforscht. Zum einen wurde in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Waldnaturschutz (im Rahmen der sogenannten Freiflächenkampagne) bereits nachgewiesen, dass von Auflichtungsmaßnahmen nicht nur Auerhühner profitieren, sondern ein breites Artenspektrum gefördert wird. Im Rahmen des Projekts "Lücken für Auerhuhnküken" untersucht unser Arbeitsbereich auch Flächen, auf denen unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt wurden. So sollen Aussagen möglich sein, wie die Schutzmaßnahmen für Auerhühner optimiert werden können.

Projekte

Links

Dieses Projekt wird vom FVA-Wildtierinstitut gemeinsam mit der Wildforschungsstelle durchgeführt. Es besteht aus mehreren aufeinander aufbauenden Elementen. Das wichtigste Element bildet die Entwicklung eines wildtierökologisches Landschaftsmodells, das auf der Grundlage von biotischen, abiotischen, naturgeografischen und anthropogenen – tierartübergreifenden – Einflussfaktoren erstellt wird. Das Model wird sowohl mit bestehenden Datensätzen, wie beispielsweise der Jagstatistik und Wildtiermonitoring Daten, als auch mit einer großflächigen neuen Datenerhebung mittels Fotofallen validiert. Es wird überprüft, ob die Wildtierökologischen Landschaftstypen mittelfristig ein räumlich differenziertes Wildtiermonitoring und -management der Wildtierarten des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG) ermöglichen. Die Ergebnisse schaffen Grundlagen für politische Entscheidungsträger, um das Wildtiermanagement zukunftsorientierter zu gestalten.

Links

Abgeschlossene Projekte

Viele Menschen freuen sich, wenn sie draußen Tiere beobachten können. Allerdings ist es meist so, dass dieses Interesse nicht gerade auf Gegenseitigkeit beruht. Viele Tiere meiden sogar den Menschen und gehen uns aus dem Weg. In vergangenen Projekten wurden Auswirkungen unserer Freizeitaktivitäten auf Wildtiere untersucht. Mittels verschiedener Forschungsmethoden wurde so festgestellt, dass sowohl Rothirsche als auch Auerhühner Wanderwege, Radwege, Skipisten und Loipen im Schwarzwald meiden. Interessanterweise ist der Abstand, den die Tiere zu den Wegen halten, nicht immer gleich: Er unterscheidet sich je nachdem ob gerade Sommer oder Winter ist. Außerdem ist er davon abhängig, welche Sportart wir ausüben und ob sich die Tiere verstecken können. Bei den Rothirschen gibt es sogar zwischen Tag und Nacht eine Unterscheidung: Tagsüber meiden sie die Wege, aber nachts, wenn die Menschen weg sind, nutzen sie sie dafür umso lieber! Die Forschungsergebnisse zeigen somit die wichtige Bedeutung von Wildruhebereiche für die Tiere und sind eine wichtige Grundlage für Entscheidungsträger.

Literatur

Seit vielen Jahren wurden die Lebensraumansprüche des Auerhuhns im Schwarzwald untersucht. Mit Landschaftsmodellierungen und Fernerkundungsdaten wurden sowohl die langfristige Eignung der Landschaft als auch die aktuelle Situation großflächig analysiert. Auf dieser Modellierung basiert das Flächenkonzept des Aktionsplans Auerhuhn, das die Grundlage für den Auerhuhn-Schutz im Schwarzwald darstellt.

Literatur

Das Thema Auerhuhn und Klimawandel wurde gemeinsam mit der Abteilung Waldnaturschutz bearbeitet.

Klimawandel

Zunehmend wird auch für die breite Bevölkerung klar, dass sich die klimatischen Bedingungen auch in Deutschland ändern. Einerseits ändert sich das Klima (d.h. der Verlauf des Wetters über einen langen Zeitraum), andererseits verändert sich auch die Häufigkeit kurzfristiger Wetterereignisse. So wird es in Deutschland durchschnittlich wärmer, aber auch die Verteilung und Intensität von (extremen) Niederschlagsereignissen ändern sich. Sowohl das langfristige Klima als auch die kurzfristigen Wetterereignisse haben einen großen Einfluss auf die heimischen Wildtiere und deren Lebensräume. Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Auerhuhn im Schwarzwald sind komplex. Anhand wissenschaftlicher Studien konnte aber bereits gezeigt werden, dass der Ansatz „die Klimaerwärmung führt zum Aussterben des Auerhuhns“ zu einfach gedacht ist. Vielmehr tragen unsere Handlungen als Reaktion auf den Klimawandel und wie wir langfristig unseren Wald bewirtschaften, entscheidend dazu bei, ob das Auerhuhn im Schwarzwald überleben kann.

    Der Auerhuhn-Wald verändert sich

    Klima und Wetter beeinflussen das Auerhuhn sowohl direkt als auch indirekt. Ein wichtiger Aspekt sind mögliche Auswirkungen auf den Lebensraum. Langfristig höhere Temperaturen sorgen für eine Verlängerung der Vegetationsperiode (Zeitraum des Jahres, in dem die Pflanzen wachsen). Dies kann zu einer Veränderung der Waldstrukturen hin zu dichteren und dunkleren Wäldern führen und somit langfristig eine Verschlechterung der Lebensräume des Auerhuhns (als Art der lichten Wälder) begünstigen. Gleichzeitig verändert sich die Baumartenzusammensetzung. Auch dies kann sich negativ auf den Lebensraum des Auerhuhns auswirken, wenn z.B. der Anteil der Buche (Fagus sylvatica) auf Kosten der Fichte (Picea abies) zunimmt. Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird die Klimaerwärmung daher langfristig das Lebensraumpotential im Schwarzwald verkleinern.

    Neben dem Temperaturanstieg wird eine Zunahme an Wetterextremen (z.B. Trockenperioden, Stürme und extreme Niederschlagsereignisse) mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Diese Wetterextreme haben einen großen Einfluss darauf wie unsere Wälder aussehen. Heftige Stürme in den Wintermonaten reißen Lücken in die Wälder. Zudem haben die letzten Sommer mit langen Trockenperioden zur Folge, dass v.a. Fichten geschwächt sind (Trockenstress). Dadurch und in Kombination mit warmen Temperaturen kam es zu einer Zunahme an Massenvermehrungsereignissen des Buchdruckers (Ips typographus). Sterben durch den Befall mit Buchdruckern viele Fichten beinah zeitgleich ab, entstehen Lücken und offene Strukturen im Wald, die vom Auerhuhn als Lebensraum genutzt werden können. Dies ist in der Vergangenheit zum Beispiel im Nationalpark Bayerischer Wald passiert. Die Veränderungen der dortigen Waldstruktur in Folge einer Massenvermehrung des Buchdruckers kam dem Auerhuhn zu Gute. Eine Zunahme an Stürmen führt auch zu mehr Waldschäden und somit lichteren Wäldern, was sich positiv auf die Eignung des Lebensraums für das Auerhuhn auswirken kann.

      Fuchs und Co – die Fressfeinde des Auerhuhns im Klimawandel

      Klima und Wetterbedingungen beeinflussen nicht nur das Auerhuhn, sondern auch seine Fressfeinde. Die sich verändernden Klimabedingungen führen zu milderen Wintern (d.h. diese werden wärmer und es gibt weniger Schnee), wodurch sich die Lebensgrundlagen für den Fuchs (Vulpes vulpes) und andere Beutegreifer verbessern. In der Folge überlebt eine größere Anzahl dieser Tiere die harten Wintermonate. Zudem können sie nun auch ganzjährig in den Hochlagen des Schwarzwalds auf Nahrungssuche gehen, die ihnen früher zum Teil aufgrund der hohen Schneedecke im Winter schlecht zugänglich waren. In der Folge sind Auerhühner einem erhöhten Prädationsrisiko (Risiko von einem Fressfeind erbeutet zu werden) ausgesetzt.

      Weniger Schnee

      Bei sehr kalten Temperaturen und hohen Schneemengen nutzen Auerhühner Schneehöhlen, um sich vor der Kälte zu schützen. Gleichzeitig ermöglichen Schneehöhlen den Auerhühnern ihre Prädatoren (z.B. Fuchs oder Baummarder (Martes martes)) frühzeitig wahrzunehmen. Geringere Schneemengen in Folge des Klimawandels beeinflussen somit auch die Möglichkeit der Feindvermeidung der Auerhühner, andererseits ist die Notwendigkeit der Kälteisolation bei wärmeren Temperauren weniger gegeben.

        Reproduktionserfolg

        Die Balzzeit, und damit der Beginn der Reproduktionszeit, wird jährlich von den Wetterbedingungen und der Vegetationsentwicklung gesteuert. Durch die zunehmend kürzeren Winter beginnt die Balzzeit zurzeit durchschnittlich schon über eine Woche früher als noch vor 15 Jahren.

        Sobald die Küken schlüpfen, sind sie als Nestflüchter einer Vielzahl von Umwelteinflüssen ausgesetzt. Wie oben beschrieben wirken sich die verändernden klimatischen Bedingungen auch auf den Lebensraum und die Prädatoren und somit auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Auerhuhn-Küken aus. So sind lichte Waldstrukturen essentiell für eine erfolgreiche Kükenaufzucht. Hingegen wirkt sich die Zunahme an Prädatoren negativ auf den Reproduktionserfolg aus, da die am Boden lebenden Küken leicht zur Beute werden.

        Auch das Wetter hat einen direkten Einfluss auf den Reproduktionserfolg der Auerhühner. Die Küken ernähren sich in den ersten Wochen nach dem Schlüpfen ausschließlich von Insekten. Die Entwicklung und das Vorkommen von Insekten ist abhängig von der Temperatur. Mit höheren Temperaturen könnte die Abundanz von Insekten und somit das Nahrungsangebot für die Auerhuhn-Küken steigen, allerdings sollte auch das Timing stimmen: die Küken sollten dann Schlüpfen, wenn die Insektenverfügbarkeit hoch ist. Zudem können Auerhuhnküken ihre Köpertemperatur in ihren ersten Lebensmonaten nicht selbständig aufrechterhalten und müssen regelmäßig von der Henne gewärmt werden. Warme Bedingungen sind auch in dieser Hinsicht als positiv zu bewerten, da die Küken weniger schnell auskühlen und weniger gehudert werden müssen. Hingegen sind die Küken gegenüber kalten Wetterperioden mit langen oder extremen Niederschlagsereignissen besonders anfällig. Die Küken kühlen schnell aus und können an Unterkühlung sterben, falls sie nicht rechtzeitig gehudert werden.

        Der Mensch als entscheidende Größe

        Die Nutzung des Waldes durch den Menschen ist entscheidend dafür, wie unsere Wälder und damit auch der Lebensraum des Auerhuhns aussehen. Auch die Art und Weise, wie der Mensch den Wald bewirtschaftet, wird durch den Klimawandel beeinflusst. Als Reaktion auf die verändernden Bedingungen werden beispielsweise kürzere Erntezyklen (Umtriebszeiten) oder das Pflanzen von bestimmten Baumarten diskutiert. Dies kann die Waldstrukturen kurzfristig stärker verändern als der Klimawandel. Ein Beispiel: Eine dichte Pflanzung von Douglasien (Pseudotsuga menziesii) auf Freiflächen (z.B. nach einem Buchdruckerbefall) führt zu einem schnellen Zuwachsen und somit zu einer Verschlechterung des Auerhuhn-Lebensraums. Im Gegenzug würde das Pflanzen von Kiefern (Pinus sylvestris) auf Freiflächen langfristig den Auerhuhn-Lebensraum aufwerten.

        Die forstliche Bewirtschaftung ist somit trotz des Klimawandels der wichtigste Faktor, der die Eignung der Auerhuhnlebensräume bestimmt. Auch bei den Prädatoren kann der Mensch eingreifen. Falls gewollt, kann eine intensive Prädatorenbejagung die Häufigkeit von Prädatoren lokal verringern und damit auch den Prädationsdruck auf das Auerhuhn. Diese Anpassungen von uns Menschen sind allerdings nur innerhalb eines gewissen „Klimarahmens“ und nicht unbegrenzt möglich.

        Literatur

        • Per Wegge & Jørund Rolstad (2017) Climate change and bird reproduction: warmer springs benefit breeding success in boreal forest grouse. Proc. R. Soc. B 284: 20171528. http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2017.1528
        • Veronika Braunisch, Joy Coppes, Raphaël Arlettaz, Rudi Suchant, Florian Zellweger & Kurt Bollmann (2014) Temperate Mountain Forest Biodiversity under Climate Change: Compensating Negative Effects by Increasing Structural Complexity. PLoS ONE 9(5): e97718. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0097718
        • Veronika Braunisch, Joy Coppes, Raphaël Arlettaz, Rudi Suchant, Hans Schmid & Kurt Bollmann (2013) Selecting from correlated climate variables: a major source of uncertainty for predicting species distributions under climate change. Ecography 36: 971-983. https://doi.org/10.1111/j.1600-0587.2013.00138.x
        • Per Wegge, Truls Vesterås & Jørund Rolstad (2010) Does timing of breeding and subsequent hatching in boreal forest grouse match the phenology of insect food for the chicks? Ann. Zool. Fennici 47: 251-260. https://www.jstor.org/stable/23737074?seq=1
        • Robert Moss, James Oswald & David Baines (2001) Climate change and breeding success: decline of the capercaillie in Scotland. Journal of Animal Ecology 70: 47-61. https://www.jstor.org/stable/2693479?seq=1

        In Zusammenarbeit mit mehreren Projektpartnern wurde in einem internationalen Forschungsprojekt der Einfluss von Windenergieanlagen auf Auerhühner untersucht. Hierzu wurden in Untersuchungsgebieten im Schwarzwald, in Österreich und Schweden umfassende Vorher-Nachher-Untersuchungen durchgeführt.

        Die Forschungsergebnisse sind die Grundlage für die vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft veröffentlichte neue Planungsgrundlage Windenergie und Auerhuhn von 2023, die einen beschleunigten Ausbau von Windenergie im Land unter Berücksichtigung von Auerhuhnlebensräumen ermöglichen soll.

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