Auerhuhn-Monitoring

Der Bestand dieses scheuen Waldvogels, der in den Hochlagen des Schwarzwaldes lebt, wird seit langem von der FVA in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen, wie dem Nationalpark Schwarzwald, zahlreichen Vogelkundigen und der Jägerschaft, überwacht. Aktuell wird in unserem Arbeitsbereich ein systematisches Monitoringkonzept weiterentwickelt, das den Bestand und die Trends noch genauer erfassen soll. Neben der systematischen Erfassungen werden auch weiterhin zufällige Nachweise berücksichtigt.

Sie haben ein Auerhuhn oder Spuren von einem gesehen?

Schicke Sie einfach eine E-Mail an das Auerhuhn-Postfach: Auerhuhn.FVA-BW@forst.bwl.de

Je besser der Nachweis dokumentiert ist, desto besser eignet er sich, um fundierte Aussagen zum Auerhuhn-Vorkommen zu machen. Hier sind Fotos besonders wertvoll. Damit wir den Nachweis auf dem Foto richtig beurteilen und überprüfen können gibt es ein paar Dinge zu beachten:

  • Bei Losung, Federn oder Spuren stets einen Größenmaßstab mit abbilden (Lineal, Feuerzeug, o.ä.)
  • Nachweis mit der Umgebung fotografieren (am besten mit markanten Landschaftselementen)
  • Genaue Standortangaben (GPS-Daten oder auf einer Karte eingezeichnet (z.B. als Screenshot von GoogleMaps)) sind wichtig für die geografische Einordnung
  • Sind Sie Jägerin, Laie oder Waldarbeiterin? Am besten Ihre Qualifikation mit angeben, so können wir die Meldung besser einordnen

Balzplatzmonitoring - Populationstrend

Der Populationstrend, also die Frage, ob der Auerhuhnbestand zunimmt, abnimmt oder gleichbleibend ist, wird über Balzplatzzählungen bestimmt. Im Frühjahr versammeln sich Auerhähne an traditionellen Plätzen, um die Weibchen in der Balz für sich zu gewinnen und sich zu verpaaren. Diese Balzplätze bestehen oft über viele Jahre hinweg, weshalb die Tiere sich hier relativ gut erfassen lassen. Da Hennen und junge Hähne dabei nicht systematisch erfasst werden können, kann keine absolute Bestandesgröße abgeleitet werden. Ein Bestandstrend kann hieraus jedoch durchaus abgeleitet werden. Das Balzplatzmonitoring konnte somit aufzeigen, dass der Auerhuhnbestand in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hat und dass das Auerhuhn im Schwarzwald von Aussterben bedroht ist.

Verbreitungsgebiet

Um die Schwerpunktbereiche der Auerhuhnverbreitung räumlich abzugrenzen, werden in einem Fünfjahres-Turnus alle Daten des Auerhuhnmonitorings zusammengetragen. Eine wichtiger Datengrundlage hierfür sind „Zufallsmeldungen“: jedes gesichtete Auerhuhn und jede gefundene Feder oder Losung kann bei uns gemeldet werden (s.o.).

Ein großes Netzwerk aus Jagenden, Revierleitenden und Vogelkundigen unterstützen mit ihren Meldungen aktiv das Monitoring. Alle fünf Jahre werden diese Daten von uns zusammengefasst und das Verbreitungsgebiet neu abgegrenzt. Mit der aktuellen Kartierung (2019-2023) wurde das aktuell vom Auerhuhn genutzte Gebiet wie bereits bei den vergangenen Zeiträumen (2014-2018, 2009-2013) wieder etwas kleiner. Dieser Trend ist sehr besorgniserregend und betont die Wichtigkeit von Schutzmaßnahmen.

Monitoring des Reproduktionserfolgs

Anhand von systematisch durchgeführten Linientaxationen im Nordschwarzwald wurde in Auftrag der FVA jährlich ein Index für den Reproduktionserfolg des Auerhuhns berechnet. Hierfür werden nach einer standardisierten Methode entlang eines Transekts sorgfältig alle Auerhuhn-Nachweise (Sichtungen, Losung, Federn, Nester etc.) dokumentiert. Die Aufnahmen werden im Spätsommer durchgeführt, um die Auerhühner möglichst wenig zu stören. Die Ergebnisse dieser Erhebungen verdeutlichen, dass der Reproduktionserfolg zwischen den Jahren sehr stark schwanken kann. Aktuell werden noch vom Nationalpark Schwarzwald mit dieser Methode jährlich Erfassungen durchgeführt.  

Populationsgenetisches Monitoring

Schon in der Vergangenheit gab es populationsgenetische Untersuchungen der Auerhühner im Schwarzwald. Aktuell wird geprüft, in welchem Turnus und mit welchen Methoden das Auerhuhnmonitoring mit genetischen Analysen unterstützt werden kann.

Stichprobenbasiertes systematisches Monitoring

Im Rahmen der fortlaufenden Evaluierung des Maßnahmenplans zum Aktionsplan Auerhuhn findet in der Referenzgebieten ein systematisches Monitoring der Auerhuhn-Population statt. Hierfür werden jeden Sommer an immer gleichbleibenden Stichprobepunkten, die alle 200m über die Referenzgebiete verteilt sind, Auerhuhnnachweise und Habitatparameter aufgenommen. Ein Vergleich der durchgeführten Maßnahmen kann Aufschluss über deren Effektivität und somit deren Nutzen für den Schutz der Auerhühner geben. Zudem kann kurzfristiger und gezielter auf Populationsentwicklungen reagiert werden.

Auerhuhn-Lebensraum-Monitoring

Gemeinsam mit der Abteilung Biometrie und Informatik, wurde ein Werkzeug entwickelt, um aus Stereoluftbildern Waldstrukturen zu erkennen. Dies ermöglicht, die Veränderungen der Waldstrukturen auf Landschaftsebene zu erkennen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Schwarzwald in den letzten Jahrzehnten dunkler geworden ist und immer weniger für das Auerhuhn überlebensnotwendige lichte Strukturen und Freiflächen aufzeigt. Die stichprobenbasierten Erfassungen in den Referenzgebieten werden zudem langfristig Einsicht geben in eventuelle Veränderungen der Bodenvegetation.

  • MoBiTools – Monitoring von Biodiversität mit Tools der Fernerkundung

Weiterführende Informationen

  • KUNZ, F.; KOHNEN, A.; NOPP-MAYR, U.; COPPES, J. (2021): Past, present, future: tracking and simulating genetic differentiation over time in a closed metapopulation system. Conservation Genetics 22:355–368 https://doi.org/10.1007/s10592-021-01342-5
  • COPPES, J.; WESTHAUSER, A.; SCHROTH, K.-E.; BRAUNISCH, V.; FÖRSCHLER, M.; SUCHANT, R. (2021): Small-scale habitat use of Capercaillie Tetrao urogallus broods in the Black Forest, Germany. Bird Study 68:54-63 https://doi.org/10.1080/00063657.2021.1966739
  • BRAUNISCH, V.; SEGELBACHER, G.; HIRZEL, A. (2019): Modelling functional landscape connectivity from genetic population structure: a new spatially explicit approach. Molecular Ecology 19 (17) pp. 3664-3678 https://doi.org/10.1111/j.1365-294X.2010.04703.x
  • COPPES, J.; EHRLACHER, J.; THIEL, D.; SUCHANT, R.; BRAUNISCH, V. (2017): Outdoor recreation causes effective habitat reduction in capercaillie Tetrao urogallus: a major threat for geographically restricted populations. Journal of Avian Biology 48(12) pp. 1583-1594 https://doi.org/10.1111/jav.01239
  • KÄMMERLE, J.-L.; COPPES, J.; CIUTI, S.; SUCHANT, R.; STORCH, I. (2017): Range loss of a threatened grouse species is related to the relative abundance of a mesopredator. Ecosphere 8(9):e01934. https://doi.org/10.1002/ecs2.1934
  • COPPES, J.; EHRLACHER, J.; MÜLLER, G.; ROTH, K.; SCHROTH, K.-E.; BRAUNISCH, V.; SUCHANT, R. (2016): Decline in Capercaillie Tetrao urogallus numbers and distribution area in the Black Forest.Ornithol. Beob. 113: 235–248.
  • COPPES, J.; KOCHS, M.; EHRLACHER, J.; SUCHANT, R.; BRAUNISCH, V. (2015): The challenge of creating a large-scale capercaillie distribution map. Grouse News 50: 21-23
  • BRAUNISCH, V.; SUCHANT, R. (2008): Using ecological forest site mapping for long-term habitat suitability assessments in wildlife conservation—Demonstrated for capercaillie (Tetrao urogallus). Forest Ecology and Management, 256, pp. 1209-1221 https://doi.org/10.1016/j.ecolmodel.2012.06.002
Warenkorb schließen

Warenkorb

Titel Anzahl Preis
Gesamtpreis: