Ermittlung von Wildunfallstrecken in Baden-Württemberg

Wildunfallstrecken

Das intensiv ausgebaute Verkehrsnetz, der steigende Fahrzeugbestand und die steigende Gesamtfahrleistung führen zu einer stetigen Zunahme der Lebensraumfragmentierung. Damit erhöht sich auch das Risiko von Wildunfällen. Um der enormen Zahl an Wildunfällen mit Präventionsmaßnahmen effizient begegnen zu können, ist das Wissen über die Lage und Verteilung der Wildunfälle zwingend notwendig. Allerdings werden Wildunfälle bisher weder vollständig flächendeckend noch nach einem einheitlichen System erhoben.

In Baden-Württemberg werden die Wildunfalldaten zum einen in der Jagdstatistik registriert. Zum anderen erheben die Polizeidienststellen Wildunfalldaten, die im Euska-System (Elektronische Unfalltypensteckkarte) zentral zusammengeführt werden. Seit 28. April 2021 werden erstmalig auch Wildunfälle ohne Personenschäden seitens der Polizei dokumentiert. Durch das daraus entstandene einheitliche Erhebungsverfahren von Wildunfällen können nun im großen Maße die Verkehrsteilnehmer, Jägerschaft, Polizei, Straßenbauverwaltung sowie Entscheidungsträger profitieren, da Wildunfallstrecken für Baden-Württemberg lagegenau dargestellt werden können.

Aus dem polizeilichen Euska-System standen 31.889 Wildunfalldaten zur Auswertung zur Verfügung, aus denen 110 Wildunfallstrecken in Baden-Württemberg ermittelt wurden. Insgesamt waren 11 Wildtierarten in Wildunfälle verwickelt, flächendeckend am häufigsten das Reh. Dieses war auch prozentual am häufigsten in einer Wildunfallstrecke vertreten. Die meisten Wildunfälle ergaben sich im Landkreis in Ravensburg, gefolgt von Sigmaringen und dem Rhein-Neckar-Kreis. In den zwei letzteren entstanden auch die höchste Anzahl an Wildunfallstrecken. Mit Blick auf die Straßenklassen zeigte sich, dass sich die meisten Wildunfälle auf Landes-, Kreis- und Bundesstraßen ereigneten. Auf diesen entstanden auch in Abhängigkeit von der verfügbaren Länge die meisten Wildunfallstrecken. 9,9 % aller analysierten Wildunfälle und ein Viertel aller Wildunfallstrecken lagen innerhalb des Generalwildwegeplans. Die zeitliche Verteilung aller Wildunfälle zeigt einen typischen Verlauf mit den meisten Unfällen in den Dämmerungs- und Nachtzeiten. Es konnten sechs stetige Wildunfallstrecken identifiziert werden. Zudem wurden Wildunfallstrecken zu Straßenabschnitten zusammengefügt, basieren auf der Anzahl, wie viele Wildunfallstrecken sich gegenseitig überlagern, um die dynamische Entwicklung über die Zeit zu analysieren. Um Wildunfallstrecken dominierten im Durchschnitt immer Wald- oder Ackerlandflächen. Gruppiert für die Kulturart der Feldfrüchte, ist die höchste prozentuale Bedeckung durch Hackfrüchte, gefolgt von Gemüse Anbau.

Arbeitskreis "Verkehrssicherheit & Wildtiere"

Der Arbeitskreis „Verkehrssicherheit & Wildtiere“ wurde im Oktober 2020 gegründet mit dem Ziel, der auf ministerieller Ebene Lösungsansätze erarbeitet, damit Wildunfälle langfristig reduziert werden können. Im Rahmen der Treffen konnte bisher ermöglicht werden, dass die Polizei seit Ende April 2021 auch einfache Wildunfälle mit Sachschäden in Baden-Württemberg aufnimmt und die Daten mit der FVA ausgetauscht werden. Außerdem wurden zwei Landkreise als Modellregionen ausgewählt, um Hinweise zur Wirksamkeit von verschiedenen Präventionsmaßnahmen zu erzielen und das Wissen im Kontext von Wildunfällen voranzutreiben. Die Modellregionen nahmen in 2023 ihre Arbeit auf, in dem je eine regionale Arbeitsgruppe gebildet wurde und 8 Wildunfallstrecken ausgewählt wurden, an denen ab 2024 unterschiedliche Maßnahmen gegen Wildunfälle über mehrere Jahre erprobt werden.

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