Wilde Schönheiten

Schon sehr lange ist das Gebiet des Lilientals bei Botanikerinnen und Botanikern sowie bei Pflanzenbegeisterten bekannt als Wuchsort einiger Raritäten der heimischen Flora. Dem trägt auch die FVA Rechnung. Zahlreiche Orchideen-Arten sind wie auch andere standorttypische Blütenpflanzen an einigen Orten des Kaiserstuhls der Kultivierung der Landschaft selten geworden oder ganz verschwunden. So haben unter anderem die Pyramidenorchis (Anacamptis pyramidalis [L.] Richard), das Weiße Waldvögelein (Cephalanthera damasonium [Mill.] Druce), die Waldhyazinthe (Platanthera bifolia [L.] L.C. Rich.), die Große Anemone (Anemone sylvestris [L.]) und die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris [Mill.]) im Liliental ein natürliches Refugium gefunden.

26 von 60 mitteleuropäischen Orchideenarten im Liliental vertreten

Von den circa 60 in Mitteleuropa heimischen Orchideenarten sind etwa 26 im Liliental vertreten. Sie breiten sich seit der Bewirtschaftung des Lilientals als Versuchsgelände der FVA stetig weiter aus. Die meisten Arten sind auf sonnenexponierten Trockenrasen mit einer Bandbreite des Blütezeitpunktes von Ende April bis Anfang Juli zu finden.

Die Orchideenblüte besteht aus sechs Blütenblättern, von denen das mittlere innere, die Lippe, meist in Form und Farbe stark von den anderen abweicht. Durch Drehung des unterständigen Fruchtknotens zeigt diese in der geöffneten Blüte nach unten. Bei den Ragwurzarten ähnelt die Lippe den Weibchen bestimmter Insekten (wie Bienen, Fliegen) und lockt so Insektenmännchen als Bestäuber an. Staubblatt, Griffel und Narbe der Orchideen sind zu einem Säulchen (Gynostenium) verwachsen. Stößt ein Insekt auf Nektarsuche mit dem Kopf daran, so haftet das ganze gestielte Pollenpaket mit einer Klebscheibe an dem Insekt und wird auf die Narbe der nächsten Blüte übertragen.

Orchideen ernähren sich mit Hilfe größtenteils in der Wurzel lebender Symbiosepilze (endotrophe Mycorrhiza-Pflanzen). Einige chlorophyllose Arten (wie Vogelnestwurz) leben zusätzlich saprophytisch, das heißt sie müssen auch organische Stoffe von ihren Partnerpilzen erhalten. Orchideen haben staubfeinen Samen. Ohne Nährgewebe und Vitaminvorrat sind sie nur mit Hilfe ihres Pilzes keimfähig (Keimmycotrophie). Die Entwicklung der Pflanzen dauert sehr lange, zudem reagieren sie sehr empfindlich auf Veränderungen in ihrem Lebensraum (etwa durch Düngung).

FVA nimmt besondere Rücksicht

Bei der Pflege und Bewirtschaftung des FVA-Versuchsgeländes nehmen die Mitarbeitenden auf die seltenen Pflanzen besondere Rücksicht. Wiesenstücke, die nicht zur natürlichen Wiederbewaldung vorgesehen sind, werden nach einem speziellen Pflegeplan erst dann gemulcht (gemäht), wenn die Orchideen verblüht und ihre Samen ausgereift sind. Das gilt auch für die Schafherde, die erst nach der Orchideenblüte über das Gelände zieht.
In vielen Fällen ermöglicht erst die Bearbeitung der Flächen die Entwicklung und Ausbreitung bestimmter Arten. Neben forstlichen Fragestellungen werden im Liliental daher auch vegetationskundliche Probleme berücksichtigt.

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