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Angewandte Holzforschung an der Abteilung Waldnutzung

Auf dem Bild ist krummes Eichenholz Prof. Dr. Wieland Becker

Eignet sich krummes Eichenstammholz nur für Brennholz? (Bild: Prof. Dr. Wieland Becker)

Quo vadis, Holz?
Wofür eignet sich welches Holz? Was sollte aus ihm entstehen, um den Eigenschaften jedes einzelnen Stammes gerecht zu werden? Der Arbeitsbereich „Angewandte Holzforschung“ der  Abteilung Waldnutzung befasst sich mit diesen und weiteren Fragen der waldbezogenen Forschung rund um Rundholzvermessung und -qualitätsbewertung. Dabei schlägt er die Brücke zur Holzverwendung in den holzverarbeitenden Betrieben.

Der Forschungsansatz des Arbeitsbereichs ist häufig ein ganz klassischer: die Rundholzqualität wird mit der Produktqualität verknüpft. Das Holz wird von seiner bis ins feinste Detail beschriebenen, äußeren runden Form über die innere Struktur durch den Verarbeitungsprozess hindurch bis zum „fertigen“ Produkt begleitet. Geltende Sortierregeln und Normen bewerten daraufhin die Qualität. Die Möglichkeiten innerhalb des Arbeitsfeldes der „Angewandten Holzforschung“ sind aber noch viel vielfältiger!

Der Blick nach innen öffnet den Horizont

Aus einem Stammabschnitt kann nur einmal Schnittholz mit einer bestimmten, festgelegten Dimension gesägt werden. Einmal gesägt, können andere Verwendungsoptionen nicht beurteilt werden. Mit dem an der FVA installierten Computertomografen steht aber eine zukunftsweisende Technologie zur Verfügung, mit der zum Beispiel anhand der digitalen Aufnahmen bereits vor einer Einschnittsentscheidung für den einzelnen Stamm verschiedene Verarbeitungsoptionen und Produktentscheidungen simuliert werden können. Damit lässt sich die „Best of“-Option viel präziser definieren: Welches Rundholz eignet sich für welches Endprodukt? Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird außerdem künftig dabei helfen, die automatisierte Erkennung der inneren Stammstrukturen, die die Holzverwendung beeinflussen, weiterzuentwickeln, um jeden einzelnen Stamm hochpräzise zu beschreiben.

Ergänzend setzt die Abteilung Waldnutzung die Messung der charakteristischen Eigenschwingungsfrequenz jedes Stammabschnitts zur Vorsortierung des Rohholzes ein. So wird das Stammholz erkennbar, aus dem sich Konstruktionsholz besonders hoher Festigkeit für Spezialanwendungen herstellen ließe.

Diese Forschungsansätze zeigen: Auch die klassische Rohholzsortierung mittels von außen beurteilbaren Kriterien und vor allem die Stammholzbewertung können kontinuierlich überprüft und beurteilt werden.

Wo liegt der Fokus der Forschung aktuell?

Die Angewandte Holzforschung an der FVA befasst sich aktuell sowohl mit Laub- als auch mit Nadelholz. Das Untersuchungsmaterial stammt häufig aus Versuchsflächen der Abteilung Waldwachstum, um das Baumwachstum und die Qualität des Rohholzes und der Produkte so eng wie möglich in Beziehung setzen zu können. Die Fichte wird wegen der verfügbaren tiefen Kenntnis zur Ausprägung ihrer Holzeigenschaften immer wieder als Referenzbaumart gerade bei der Weiterentwicklung der Methoden herangezogen. Die Weißtanne ist die Charakterbaumart des Schwarzwaldes und steht wegen der Besonderheit des Nusskerns und seiner Bedeutung für die Weiterverarbeitung derzeit im Zentrum des Interesses der Forschungsarbeit.

Im Zuge der FVA-Forschungskonzeption 2019-2023 entwickelte die Abteilung Waldnutzung den Forschungsschwerpunkt „Laubholzforschung“.

Hier konzentrieren sich die Lösungsansätze für eine höherwertige Nutzung von schwachem Stammholz, das derzeit zur Herstellung von Plattenwerkstoffen, Papier und Zellstoff oder energetisch genutzt wird, werden unter die Lupe genommen. Im Fokus liegen hier vor allem der Einsatz solcher Hölzer im konstruktiven Bereich. Das Spektrum der Verwendungsmöglichkeiten reicht von verklebten Massivholzwerkstoffen wie Brett- schichtholz für den Holzbau aus Brettlamellen aus schwachdimensionierter Buche, Eiche, Esche oder Kastanie bis zur Verwendung unbearbeiteter Stammteile als natürlich geformte Tragelemente für leichte, offene Tragwerke.

Der vollständige Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgaben von astrein – Das Jahresmagazin der FVA (Seiten 16-19, PDF 7MB)

Kurzinterview mit Dr. Franka Brüchert

Dr. Franka Brüchert kam 2005 an die FVA und ist seitdem im Team der Abteilung Waldnutzung. Die Biologin befasst sich in ihrer Forschung vor allem mit der natürlichen Variation im Stammauf- bau von Bäumen und den Auswirkungen der Umwelt, des Stand- orts und des Menschen auf die Entwicklung von Holz.

→ Franka, was hat dich an deinem Forschungsfeld begeistert?

Holz ist als Roh- und Werkstoff so faszinierend, weil es so viele Einsatzmöglichkeiten hat. Ich komme aus der Forschung zur Baummechanik. Die Kombination CT mit anderen Messverfahren wie der Schwingungsmessung greifen das mit auf. Es ist großartig, mit Methoden zu arbeiten, mit denen man die Beziehungen zwischen den Eigenschaften des ganzen Baumes und dem Produkt, das daraus wird, so direkt herleiten kann.

Welches Ziel möchtest du mit deiner Forschungsarbeit erreichen?

Wir möchten den Einsatz von Holz in allen seinen Möglichkeiten, vor allem im Holzbau, stärken. Durch unsere Forschung zum inneren Aufbau von Holz und seinen unterschiedlichen Eigenschaften hoffen wir, auch neue Einsatzmöglichkeiten von Holz zeigen zu können, an die aktuell gar nicht gedacht wird.

Verändert der Blick ins „Innere“ von Bäumen deine persönliche Wahrnehmung des Waldes?

Nein, eigentlich nicht, ich durchleuchte und zerlege Bäume nicht schon vor meinem inneren Auge im Wald. Beim Waldspaziergang freue mich über die Vielfalt im Wald, und staune immer noch über die Unterschiedlichkeit und Anpassungsfähigkeit, der ich jedes Mal begegne.

Ein Artikel von Dr. Franka Brüchert, Dr. Udo H. Sauter

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